Bertram Maria
Keller


Art: Bertram Maria Keller
Sprühend – was für ein schönes und passendes Wort, um den Marktoberdorfer Künstler und Tausendsassa Bertram Maria Keller zu beschreiben. Pure Herzensenergie, die sich durch die Kunst des Graffitis in der Welt ausdrückt. Menschenliebe, die nicht punktgenau mit dem Pinsel, sondern explosionsartig, bunt und provozierend versprüht wird. Ein Geist in der Dose, der analog dem Flaschengeist aus 1000 und einer Nacht durch das gesellschaftliche Reiben und Schütteln, Unrecht, Ungerechtigkeiten und Leid, geradezu gerufen und erweckt wird.
Keller ist dabei im wahrsten Sinne des Wortes ein Geist, einfach „nicht zu fassen“, passt in keine Schublade und ist wohl das, was man gemeinläufig als „Freigeist“ bezeichnen würde.
Wir haben im Herbst 2024 gleich zwei lange Gespräche mit ihm führen dürfen, doch das, was als Interview angedacht war, würde den Rahmen dieses Magazins sprengen und die Herausforderung der textlichen Einordnung und Wiedergabe ist einer der Gründe, warum dieses Magazin erst im Spätwinter erscheint.
Da ist zum einen die Klarheit und Entschiedenheit eines Menschen, der auch im übertragenen Sinne weiß, was ihm schmeckt: Keinen Kaffee, sondern Tee. Kein Wein, nur Bier. Kein Fleisch, sondern Gemüse.
Da ist aber auch ein Mensch, geboren in den 60ern, der die moderne Welt der Vielfalt, die Freiheit und das Großstadtleben liebt und der sich doch voller Heimatverbundenheit dazu entscheidet, sein Leben, seine Familie und sein Schaffen in Marktoberdorf zu zentrieren.
Da ist ein geradezu konservativer Lebensweg eines Menschen, der mit seiner Jugendliebe immer noch glücklich verheiratet ist, 3 Kinder mit ihr hat und bereits vierfacher Opa ist, während sein Schaffen und seine Kunst oftmals gerade mit tradierten Strukturen und Konventionen brechen, provozieren und verdeutlichen, wo wir als Gesellschaft vielleicht zu eingeengt sind in unserem Denken und Handeln.

Kunst ist pure Energie und Widerstand gegen die ängstliche Kleinbürgerlichkeit und gesellschaftliche Leidenschaftslosigkeit.

Bertram Maria Keller vereint all das in sich. Und so ist er Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei MODfestivals und betreut Musica Sacra und den internationalen Kammerchor-Wettbewerb und gleichzeitig ein Künstler, der in einer großen Ausstellung auch nicht davor zurückschreckt, die Kirche und den Glauben an sich zu hinterfragen.
Es kommt in seinen langen Jahren als Redakteur und Kolumnist, als Künstler und Aktivist auch mal zu Drohbriefen und Anzeigen. Dann hält er inne, erträgt und hält aus.
Er ist im Herzen Optimist, feministisch geprägt, Weltverbesserer. Und wenn man auf das anfangs gewählte Bild des „Geists in der Dose“ zurückkommen möchte, der von Unrecht, Ungerechtigkeiten und Leid in der Welt gerufen wird, so fehlt ja noch der Teil, wo der Geist die Wünsche erfüllt und selbst in der Welt wirkt.
Wir sind uns sicher, Bertram Maria Keller würde abwinken. Er würde sich nicht an diese vom Märchen vorgegebene Rolle halten wollen, er würde nicht einfach Wünsche erfüllen. Dieser Geist sprüht, dieser Geist provoziert, dieser Geist möchte dazu animieren, selbst Verantwortung zu übernehmen, mit eigenen Augen zu sehen und sich nicht von der Gesellschaft, der Politik, der Kirche oder überhaupt anderen vorgeben zu lassen, wie wir denken oder handeln sollten.
Auf sein Herz hören, Mensch sein.

Art: Bertram Maria
Keller
Was könnte gerade in diesen Zeiten der gesellschaftlichen Spaltung, des Krieges, der Ungleichheiten, des Umbruchs und der wirtschaftlichen Herausforderungen ein größerer Wunsch sein?

John Lennon
Give peace a chance!
Eine Hommage von Bertram Maria Keller
„Imagine there′s no heaven, it’s easy if you try, no hell below us, above us only sky…“ singt zu einer leicht schräg klingenden Akustik- Gitarre ein Spät-Hippie in löchriger Jeans und abgeschundener Lederjacke am Imagine-Place im Central Park in New York. Nur 3 Gehminuten von hier wurde John Lennon vor der Hofeinfahrt zu seinem Wohnsitz, dem Dakota Building, 1980 erschossen.
Ich war auch da, allerdings knapp 40 Jahre später. Mit meinem gemalten John Lennon-Porträt sitze ich mitten auf dem gepflasterten mit der Inschrift „Imagine“ versehenen Platz, der zum Schrein aller John Lennon-Fans weltweit geworden ist. Ich will nur ein Erinnerungsfoto für mich haben, werde jedoch, bevor meine Tochter ein Foto von mir machen kann, von unzähligen asiatischen Touristen fotografiert, die gerade ein Bus ausgespuckt hatte.
John Lennon als Vorbild? Als Held?

Imagine Place in Central Park, New York

Foto: John Lennon, art by Bertram Maria Keller
Ich weiß nicht. Als Kämpfer für den Frieden und die Gerechtigkeit auf jeden Fall. Er war nie mein Posterboy im Kinderzimmer, doch als Musiker bei den Beatles, als Leitbild vor allem in seinen humanitären und gesellschaftskritischen Love & Peace Aktionen hat er mich mein Leben lang irgendwie immer begleitet. In guten, wie in schlechten Zeiten. Er war immer da. Präsent und für mich immer irgendwie nahbar.
Es mag ein Zufall sein, dass sein Todestag auf den Geburtstag (nicht das gleiche Jahr) meiner ersten Tochter fällt. Kein Zufall ist es, dass ich bereits in Liverpool vor seinem Geburtshaus stand und ebenfalls in New York genau an dem Ort, wo er erschossen wurde.

Foto: John Lennon, art by Bertram Maria Keller


Foto: Bertram Maria Keller
Mit „Imagine“ und „Give peace a chance“ hat er der weltweiten Friedensbewegung eine Stimme gegeben. Mit „Happy Christmas (War is over)“ hat er mir und meiner Familie eine Weihnachtshymne geschenkt, die mittlerweile meine Enkelkinder mitsingen können.
Genau diese Dinge haben mich an John Lennon fasziniert. Seine wichtigste Botschaft – Frieden auf der Welt – in ein Weihnachtslied zu verpacken oder seine intimsten Momente wie die Hochzeitsreise mit Yoko Ono mit der Bed-Peace- Pressekonferenz in einem Hotel in Amsterdam weltweit bekannt zu machen. Sowas ist schlichtweg genial und hat sich deshalb auch sozialkulturell in das gesellschaftliche Gedächtnis eingebrannt.
„War is over – if you want it“ als riesiges Poster auf dem Times Square und in allen Großstädten Europas als Weihnachtsbotschaft zu verbreiten ist nicht nur aus der Sicht eines Marketing-Schaffenden, sondern vor allem als humane und gesellschaftspolitische Botschaft wichtiger denn je – damals wie heute.
Dass ich in Prag beim Besuch der legendären John Lennon-Wall meine persönliche Friedensbotschaft an die Mauer gesprüht habe, obwohl illegal und strengstens verboten, war für mich selbstverständlich und letztendlich dann auch ein Street-Art-Highlight in meinem künstlerischen Schaffen.

War is over
– If you want it!

John Lennon begleitet mein Leben und ein Teil von ihm, dieser manchmal anarchistische Optimist, der bei all seinen Aktionen seine Infantilität nie verloren, sondern immer strikt bewahrt hat, der künstlerisch mit den Beatles und gerade auch darüberhinaus zusammen mit Yoko Ono die Welt verändert und zu einem besseren Ort gemacht hat, der schlummert auch ein bisschen in mir.
Das bilde ich mir zumindest irgendwie ein. Und das ist eine wunderbare Einbildung, die ich auf keinen Fall missen möchte. Deswegen hängt nicht nur sein Porträt von mir gemalt in meinem Wohnzimmer und ist auf ewig auf meiner Haut tätowiert, sondern ist gerade erst in diesem Sommer von mir auch als Großporträt in der Toskana auf einer Hauswand entstanden.
Zufall? Eher nicht.

Foto: Bertram Maria Keller
John Lennon ist da und wird es bei mir auch immer bleiben. In mir und im Geiste meiner ganzen Familie. Meine Kinder sind mit ihm aufgewachsen, kennen seine Lieder, singen an Weihnachten seine Texte und lieben und schätzen ihn.
Als Vorbild? Als Leitbild?
Als Mensch, der konsequent und mit allem Nachdruck den richtigen Weg in die richtige Richtung gegangen ist. John Lennon & ARTbmk – eine unfassbar wichtige und tiefgehende Verbindung.
Zumindest für mich. Love & Peace!
7 Fragen
Stadt?
In der Sonne auf der Wiese des Campus der
Musikak-ademie mit wundervollem Blick auf
die Stadt.
oder Café hier und warum?
Im Garten des Konter Kaffees bei coolem
Sound und einem gut gekühlten Oberdorfer
Hellem.
der eine wichtige Bedeutung für Dich hat?
Auf dem Blechdach des Wasserspeicher-
Häuschens auf der Buchel, wo wir uns als Jugendliche
immer heimlich zum Rauchen getroffen
haben.
Du am liebsten?
Musica Sacra International in der Musikakademie
und den Internationalen Kammerchor-
Wettbewerb Marktoberdorf im MODEON.
in der Stadt, den nur wenige kennen?
Der Galgenbaum neben dem Alsterberg, zu
dem ich immer hochjogge, um die beste Aussicht
auf die Kirche und die Stadt zu haben.
genießt Du in unserer Stadt am meisten?
Mit meinen Enkeln Schlittenfahren am Skibichel
und Schlittschuhfahren am Eisplatz, um
mich wieder wie ein Kind zu fühlen.
oder dem Stadtbild?
Den noch immer erhaltene dörflich strukturierter
Charakter des Marktoberdorfer Stadtkerns
von der Schlosstreppe über den Marktplatz
zum Bahnhoft.
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